Freitag, 17. August 2012

Den letzten Eintrag habe ich ja am Flughafen getippt. Impressionen von meinen gemütlichen Stunden mit Terminal 1:



Seit Dienstagnacht um 2 Uhr bin ich nun auf Okinawa, dem kleinen subtropischen Eiland, das sich als südlichste japanische Präfektur tarnt. Lange Zeit war Okinawa ein eigenständiges Königreich, aber die Japaner fühlten sich derart eins mit den dortigen Menschen, dass sie vor knapp 150 Jahren für alle beschlossen nun Japaner zu sein.

Die Amerikaner wiederrum durchsiebten die Insel erstmal gründlichst, bis Ihnen klar wurde, dass man nicht nur auf die Insel, sondern auch von der Insel schießen kann. Hauptsache schießen denken sie sich auch heute noch - liegen doch zahlreiche militärische Interaktionspartner in direkter Nachbarschaft - und betreiben dazu 3 gigantische Militärbasen, die 30% der Inselfläche einnehmen und die Atmosphäre mit fulminantem Nachbrennerklang und feinfühligen marines bereichern. Soviel historische Information bin ich Nina schuldig, die mich hier bestinformiert herumführt.

Blick vom Dach meines Hostels

Ich möchte damit aber nicht verdecken, dass ich mir ein gewisses Urlaubsgefühl leiste, zu dem auch die idyllische Natur animiert. Folgende Bilder zeigen meine erste physische Berührung mit dem Pazifik und darüber hinaus, dass ich schwimmen war... im Meer! Wer meine Wertschätzung für äußerlich angewandtes Wasser außerhalb der Dusche kennt, kann die Bedeutung dieser Bilder richtig einschätzen.



Zwei weitere Tage werde ich einfach mal so verbringen und dann nach Tokyo zurückkehren, wo ich fast zeitgleich mit Katharina, Ruth, Nora und Jan eintreffe, 2 Tage später kommen Katrin und Lars dazu. Eine verheißungsvoll im Hotel Grand Palace lokalisierte JSPS farewell party wird es auch noch geben. Wir werden sie nutzen um unsere Feiererfahrung der orientation session erneut zu zelebrieren.

Angesichts dieser Ereignisse belagern schon resume bildende Gedanken meinen Kopf, die eine glückliche, zufriedene und teilweise schmunzelnde Stimmung hinterlassen. Einige ungewollt humoristische Eigenarten Japans habe ich ja schon geschildert, meine eigene Person darf ich aber auch nicht auslassen. So habe ich mich anfangs doch sehr verschätzt, was das Erlernen der japanischen Sprache angeht. Die ist und bleibt wirklich kompliziert und ich bin weit von dem Status entfernt, den ich anfangs glaubte erreichen zu können. Ein Grund ist, dass viele Japaner nicht gewohnt sind, Ausländer japanisch sprechen zu hören. Sie verstehen kein Wort, selbst wenn Vokabeln und Satzbau komplett richtig sind. An der Uni, in meiner Gastfamilie und an touristischen Plätzen gab es das Problem nicht, aber in jeder Bar, jedem shop, jedem Zug abseits der sightseeing Routen kann es einen zur Verzweiflung bringen.

Wer Wasabi mit deutschem "W" und weichem "S" spricht, wird in 3 Jahren noch keine grüne Paste auf dem Teller haben, weil der Kellner in keinster Weise ahnt was man meinen könnte. Das "W" wird eher wie ein englisches "Wh" gesprochen und das "S" ist hier immer "ß". Auch wesentlich subtilere Feinheiten wirken sich so aus, der Umweg über die englische Sprache sowieso.  Ein aktuelles Beispiel aus dem Starbucks, der - das sei betont - auch hier seine Waren unter englischen Namen vertreibt...

Konichiwa, short hot Chai latte hitotsu kudasai.
> Hai - what do you want to have?
Hai, short hot Chai latte hitotsu kudasai
> Chai tea?
Hai!
> Which size (zeigt 4 Bechergrößen)
short!
> Hai (längere Pause), hot or cold?
Hot!
> Hot?
Hai, hot!

Ein Werbebanner auf dem Tresen für den neuen "Macadamia white chocolate cookie" sprang mich förmlich an - warum also nicht...

To, Macadamia white chocolate cookie kudassai.
> (Fragend lächelnder Blick)
One Macadamia white chocolate cookie! (Zeige auf die Werbung)
> (Längere Pause mit größerer Verunsicherung) - White cookie??
Hai!
> One!
Hai!

Oder bei einem Abend mit meinem team, an dem ich meine Sprachkompetenz demonstrieren wollte:

Nama beeru futatsu kudasai
> Sumimasen?
Nama beeru futatsu kudasai
> (verständnisloser Blick)
Nama - beeru - futatsu - kudasai
> (Verzweifelter Blick zu meinen Kollegen)
Yoshida-san: Nama beeru futatsu kudasai
> Hai, nama beeru futatsu, arigato gozaimasu...

Man weiß nicht ob man an der Eigenen oder der fremden Intelligenz respektive Hörfähigkeit zweifeln soll, aber eins ist klar, diese Sketche laden nicht zur regelmäßigen Wiederholung ein...

Alex, wo wir gerade bei Sprachschwierigkeiten sind fällt mir ein, dass du um ein "Best of" in Audioform gebeten hattest, mit den Versuchen der Japaner, meinen Nachnamen auszusprechen. Ich habe das leider aufgegeben! Zwischen "Schendzielorz", "Pfeffersalamibrötchen", "Nürnberger Würstchen" oder "Heidemarie wiczorek Zeul" war kein nennenswerter Unterschied feststellbar, sodass mir die persönliche Note fehlte - tut mir Leid.

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