Dienstag, 3. Juli 2012

Um 4:30 bin ich freiwillig am Samstagmorgen aufgestanden um mit Ariel zum größten Fischmarkt der Welt zu fahren. Als wir aus der U-Bahn kamen roch es schon nach Meerestier und erste Menschen mit Gummistiefeln hasteten die Rolltreppen hoch.

Bei der Gelegenheit darf man sich U-Bahnstationen in Tokyo morgens um halb fünf so vorstellen wie abends um halb zwölf - rammelvoll! Das ist hier rushhour, in der sehr viele sehr fleissige Menschen - die Privatleben nicht mal aus dem Kino kennen - zur Arbeit fahren oder von der Arbeit kommen wenn sie noch können.

Aber zurück zum Fischmarkt: Die Thunfischauktion auf die wir es abgesehen hatten war schon wegen Überfüllung geschlossen, also sind wir so über den Markt ausgewichen. Das Wort passt doppelt, denn wären wir nicht permanent ausgewichen, lägen wir zigfach überfahren zwischen Fischen.



Die Fischmobile erinnern an falsch zusammengebaute Vespas - bischen wie die Autos, die sollten mal Italiener an die Zeichentische lassen:



Für Dich Jan habe ich einen der zahlreichen Messerstände fotografiert. Die armen Kerle waren unablässig dabei Klingen über Steine zu ziehen, jetzt weiß ich warum die Messer so scharf und teuer sind.



Und Fisch gabs natürlich auch auf dem Fischmarkt. Ich habe meinen ersten Thunfisch in nicht konservierter oder auf Reis drappierter Form gesehen. Im Meer hätte ich Angst vor dem!



Das ist jetzt nichts für zarte Gemüter oder Thunfischemotionale, aber so siehts kurze Zeit später an dem Stand aus



Für alle Gourmets, Meeresbiologen oder Derma-Pocket Leser (Hallo Katrin :-) habe ich mal eine Auswahl diverser Ungeheuer zusammengeschnitten:



Abends habe ich mich erstmals nach der Einführungswoche mal wieder mit meinen deutschen Kollegen Tobias, Michael und Andi getroffen. Wir sind durch Ueno gezogen - das ist bei mir um die Ecke - und haben in einer tollen Bar frischen Fisch gegrillt. Man will erst schon Eintritt für ein Aquarium zahlen, merkt dann aber dass man alles essen kann was dort schwimmt. Wir haben uns dann für einen Squid (Thintenfisch - sehr lecker), Thunfisch Hoho (wir wissen nicht was Hoho heisst - war ok) giant shrimp (auch super, sehr nussig) und Andi für Kartoffeln mit Tomaten entschieden (er mag keinen Fisch und hat dazu noch Angst vor Cäsium). Es ging mir übrigens besser als es auf dem zweiten Bild wirkt, ich bin bei Selbstportraits noch etwas verkrampft.



Hier in Japan mag ich sogar Salat!



Unter einer hauchdünnen Schicht Gemüse, die sich unkompliziert einatmen lässt verstecken sich erstklassige Tintenfischchen...

Nach dem Grillrestaurant sind wir dann durch die Strassen gezogen und haben uns aus einer Bar nach der Anderen rauswerfen lassen. Wir haben uns völlig untadelig benommen, viele Bars machen hier aber um 23:00 zu. Und mit 23:00 meinen die Dreiundzwanzig Uhr! Um 22:55 kommt ein freundlicher Hinweis (1 Verbeugung), um 23:00 eine noch freundlichere (2 Verbeugungen) um 23:02 eine verzweifelte (Kopf kommt kaum noch hoch) und um 23:05 eine mittelschwere Krise (Uhrzeit wird auf Papier geschrieben dass dann hektisch am Tisch herumgezeigt wird).
Als Deutsche können wir Bier ja schnell trinken, also haben wir das mehrfach getan.

Auf den folgenden Bildern seht ihr Takahashi-san:



Er freute sich mit einer Gruppe draussen sitzender Japaner panisch über unser Erscheinen. Wir haben und dazugesetzt und gemeinsam Sake getrunken. Man ist hier ja das ungewohnte gewohnt, daher habe ich erst nach einer Weile nach der Symbolik seiner Tigermaske gefragt. Nach einer halben Stunde war klar: Er wird 30 und der Tiger ist eine berühmte Manga-Figur!
Das befriedigt kausal nicht ganz, aber reichte um weiteren Sake darauf zu trinken. Manchmal ist Takahashi-san vom Stuhl gefallen und ich habe ihn wieder hochgezogen - das kam sehr gut an. Wie gesagt, Höflichkeit zahlt sich hier aus!

Auf dem Heimweg habe ich noch Bilder von den nächtlichen Strassen gemacht:



Nach meinem Vortrag hier an der Todai gestern Nachmittag waren wir noch mit meinen Chefs essen und trinken: Rechts im Hintergrund sitzt Nishiyama-sensei, der Institutsleiter, vorne links Kuzuyama-sensei, zweiter Professor im Institut, und vorne rechts Yoshida-san, meine ausgezeichnete Betreuerin im Labor.



Von dem Tigerkult zum 30. wusste von meinen Kollegen übrigens keiner, ich glaube die fragen sich jetzt wo ich mich Nachts so rumtreibe... Vor uns stehen Sake-Gläser, die ich auch nochmal großformatiger zeige. Man sieht hoffentlich, dass die Gläser randvoll sind, und in einer Wanne stehen, in die das Glas überläuft. Der Kellner giesst so lange, bis die Wanne fast voll ist.
Schöner kann man Großzügigkeit gegenüber Gästen kaum ausdrücken :-)



So, das wars vorerst aus Tokyo, morgen fliege ich nach Sapporo im Norden Japans (Hokkaido), da gibts dann neue Fotos!

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