Sonntag, 8. Juli 2012

GESCHAFFT! Ich bin endlich zurück in meiner Wohnung und schiebe mit letzter Kraft Sushi, Obst und Schokolade in mich rein - eben alles was ich für die nächsten Tage eingekauft hatte. Der erfahrene Leser ahnt schon was dem voraus ging: Ich war laufen, ver-laufen um genau zu sein. Den Weg zum imperial palace habe ich souverän mit nur zwei kurzen Umwegen gefunden und habe dort zwei Runden gedreht - 15KM waren es da.

Ausreichend für einen Sonntag nach durchzechter Nacht und Grund genug, die so vertraut wirkende Abzweigung nach Hause zu nehmen. Nach 5KM erschien meine Wegmarke nicht wie erwartet, nach 7 immer noch nicht und so langsam wurde dem kleinen Georg klar: Er hatte sich in der großen Stadt verlaufen! 23KM und kein Problem, nächste rechts, dritte links - das sollte passen, tat‘s aber nicht. Ein netter Passant half gerne weiter, ich anerkenne seine Hilfsbereitschaft auch immer noch, kann ihm für den falschen Weg aber nur schmerzhaft danken: 25KM und eine weitere Passantin, die mich freundlich zur nächsten U-Bahn Station begleitete. Ohne Suica card, Geld, Ausweis oder sonst irgendwas brachte ich auch das nicht weiter.

Eine Polizei Station in nächster Nähe aber schon. Mein Ziel war auf der Karte schnell gefunden, der U-Bahn Plan gezückt - alles klar. Meine Bemerkung laufen zu wollen hat die Beamten sehr überrascht, aber ein Hinweis auf meine Beine bewirkte erstaunte Akzeptanz, gefolgt von einer Wegbeschreibung. Natürlich führte der Weg quer durch eines der unzähligen Vergnügungsviertel und es gab ein Exhibitionisten Erlebnis 2.0.

Den Weg habe ich zu meiner Überraschung tatsächlich gefunden: 35KM sind‘s nun, da hab ich mich sogar mal gedehnt. Wenn das so weiter geht gebe ich Kurse in Deutschland "Topfit in 3 Monaten" mit der "Zu doof zum navigieren Strategie". Hilft sogar gegen den inneren Schweinehund - garantiert!

Aber eigentlich wollte ich von Sapporo erzählen! Am Mittwoch ging‘s mit Skymark, dem hiesigen Germanwings dorthin. Die Stadt liegt auf der nördlichen Insel Hokkaido und damit im selben Breitenkreis wie Deutschland. Der Unterschied zu Tokyo ist bezüglich Klima und Natur recht groß und man kann die Unterscheidung in subtropische Region (Tokyo) und gemäßigte Breiten (Sapporo) gut nachvollziehen. Physiologisch habe ich mich da fast wohler gefühlt, aber zum Verlaufen eignet sich Tokyo viel besser!


Empfangen wurde ich mit Barbecue. Egal wo ich dabei war heißt es immer, ich sei genau zur richtigen Zeit hier, einmal im Jahr würden sie das machen. Aber so viel Barbecue wie ich hier schon hatte nehme ich denen das nicht ab - ich glaube die wollen das Bild des fleißigen Japaners erhalten und feiern sich heimlich die Kehle wund. Die Gastfreundschaft stellt das aber mitnichten in Frage! Ich wurde abermals sehr herzlich und großzügig empfangen. Die Hokkaider sind sehr stolz auf ihren Fisch, ihr Bier, ihren Sake und ihr Lamm (in dieser Reihenfolge) und ich kann nur sagen zu Recht! Die Kombination aus Gasfreundschaft und Stolz auf ihre Produkte hat sich für mich natürlich sehr positiv ausgewirkt. Mit meiner Arbeit, habe ich den Blog ja bisher nicht belastet, aber ein Bildchen von meiner Präsentation soll zeigen, dass ich nicht ausschließlich für Barbecue und Welcome Party hier bin...


Danach ging‘s dann los: Laborführung, Sushi, Sapporo Biermuseum, Sake Museum, Onsen, japanisches Curry. Mir wurde das beste Sushi der Welt versprochen und das wurde gehalten. Der Tonno zerging auf der Zunge, wohlhabende Gebisslose könnten das problemlos zum Standardgericht machen. Der Squid war ein Gedicht, die Seeigel auch. Ich habe ein solches Sushi mal in Groß abgelichtet, um die optische Assoziation von Tier und Genussmittel zu unterstützen.


Im Bier Museum habe ich dann deutsche Urkunden entdeckt. Der Sapporo Gründer hat tatsächlich in Bayern das brauen gelernt und in Japan geschickt verkauft. Die japanischen Dokumente sprechen von einer Art Diplom, die deutsche Urkunde von einem Praktikum - CV styling gab‘s also schon früher.


Vom Onsen gibt‘s nur zwei bekleidete Bilder, der entscheidende Aspekt an diesem Etablissement spielt sich allerdings nackt ab: Es wird gebadet in einer heißen Quelle, die in Island "hot pot" und in Deutschland "alternative Energiequelle" genannt würde. Angenehm war das uns unglaublich sauber, es gehört nämlich zur Zeremonie, dass man sich vorher 30 Minuten abschrubbt. Auf dem zweiten Bild stecken meine Füße in einer Massageapparatur, die ihre Aufgabe für 100yen recht überzeugend erledigt hat. Mal sehen ob‘s das bei Ebay gibt.


Auf den Wegen zwischen den Attraktionen habe ich ein paar Eindrücke von der grünen Stadt festgehalten, die sich in dieser Hinsicht so von Tokyo unterscheidet.


Und die Leute hier sollen auch nicht zu kurz kommen - natürlich mit peace Übungen! Vor dem Essen betet man hier übrigens nicht, die gefalteten Hände gehören zum "Itadakimasu", dass soviel wie "guten Appetit" bedeutet.


Freitag war mein offizieller Teil in Sapporo dann vorbei und ich bin noch auf eigene Faust durch die Stadt.


Hübsche Kaufhäuser gibt‘s hier, die verstehen ihre Waren schön zu drappieren.


Und für die Schaumanns, von Stoschs und Schleinzers habe ich die Luxemburgerli festgehalten - die kopieren hier alles!


Übrigens ist die NPD eigentlich ein Parkhausbetreiber! Das erklärt natürlich Einiges, man sollte das in Deutschland nur mal kundtun und dem Missverständnis ein Ende bereiten.


Abends war ich dann mit Martin verabredet, einem andere JSPSler aus Deutschland, und wir haben Susukino unsicher gemacht :


Wir haben einige Bars ausprobiert und ich konnte zwischenzeitlich zwei Bier und Sake in aller Höflichkeit auf japanisch bestellen. Tolle Aussichten, german Jägermeister und ständig mit peace Zeichen rumfuchtelnde Studentinnen gab‘s auch. Auf 23 und very intelligent wurde ich geschätzt. Beides traf zu diesem Zeitpunkt mit Sicherheit nicht zu, ich war aber geistig noch fit genug, um es vor Ort nicht vehement zu bestreiten.


Um 4 bin ich dann ins Bett, vor 8 war ich in unpassendem physiologischen Zustand wieder wach und habe beschlossen nach hastigem Kaffeegenuss zum Flughafen zu fahren. Dort habe ich größere Mengen Sushi und Windbeutel eingenommen und es ging mir schnell besser. An eben diese Zutaten musste ich schockiert denken als der Pilot "etwas Wetter" ankündigte. Wie immer hatte er recht, und wie immer hatte er untertrieben, das "etwas" war völlig unangebracht!


Die Fische in Vanillepudding, die sich in meinem Magen vergnügten, taten das auch nicht "etwas" sondern richtig. Weiterer Kaffee am Haneda Airport hat das ganze aber erstaunlicherweise beruhigt und ich habe einen müden aber angenehmen Tag in Tokyo verbracht.

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